Auwälder säumen Flüsse und Bäche und sind vom regelmäßigen Wechsel zwischen Überflutung und Trockenfallen geprägt. Dieser Rhythmus ist für den Auwald überlebenswichtig. Bei Hochwasser wird der Waldboden intensiv mit Wasser getränkt und gesättigt. In den Phasen mit niedrigen Wasserständen wird er dann hingegen wieder durchlüftet. Dieser Wechsel erschließt den Pflanzenwurzeln einen einzigartigen, tiefen Boden und treibt den Nährstoffkreislauf voran.

Die wiederkehrenden Schwankungen des Wasserstands sind somit unverzichtbare Voraussetzung für das Gedeihen der reichen Pflanzen- und Tiergemeinschaften der Aue, die sich seit Jahrtausenden an diesen Wechsel angepasst haben. Lang anhaltende Trockenperioden durch das Wegfallen der Hochwasser – etwa durch menschliche Eingriffe – oder ein Absinken des Grundwasserspiegels können schaden den Auwälder mehr als extreme Überschwemmungen. Bei Trockenheit gewinnen ganz andere Pflanzengemeinschaften die Oberhand und verdrängen den Auwald.

Auwälder gehören zu den artenreichsten Wäldern überhaupt. Hier gedeihen Hunderte von Pflanzenarten, die auf den Wechsel von Überschwemmungen und Trockenzeiten angepasst und deshalb darauf angewiesen sind. Aber auch außergewöhnlich viele Insekten leben im Auwald, darunter über 500 verschiedene Käferarten und unzählige Schmetterlinge, Libellen und andere Fluginsekten.

Wo so viele Insekten leben, sind natürlich auch deren Jäger nicht weit, wie etwa Amphibien, Reptilien, Fledermäuse und Vögel. Manche Vögel leben direkt im Auwald, andere kommen nur zur Nahrungssuche hierher. Dasselbe gilt für die Säugetiere des Auwaldes. Biber bauen ihre mächtigen Burgen bevorzugt direkt am Flussufer, in Buchten, an Kanälen, Bächen, Gräben oder Tümpeln. Füchse, Dachse oder Wildschweine durchstreifen den Auwald auf der Suche nach Nahrung. Bei starkem Hochwasser dringen auch Fische weit in den Auwald vor und fressen hier Schnecken und Würmer, die aus dem Waldboden hervorkommen.

Es ist noch gar nicht so lange her, da war der Biber bei uns fast ausgestorben. Der Grund war der Mensch. Weil der Biber mit seinen großen Bauwerken verändernd in die Landschaft eingreift, war er vielerorts unerwünscht und wurde unerbittlich verfolgt. Außerdem hat man in früheren Zeiten das Fleisch der kräftigen Nagetiere gerne gegessen. Man hat ihn sogar zu einem Fisch erklärt, damit man Biberfleisch auch in der Fastenzeit essen konnte. Heute gibt es aber rund um den Lech wieder ziemlich viele der heute streng geschützten Biber. Das merkt man, wenn man einmal darauf achtet, wie viele von Bibern angenagte oder gefällte Bäume an den Ufern von Lech und Lochbach zu sehen sind.

An den meisten Flüssen – vor allem im Tiefland – entwickeln sich zwei verschiedene Arten von Auwäldern. Direkt am Fluss findet sich die Weichholzaue aus verschiedenen Weidenarten wie Silber-, Purpur oder Korbweide und Erlen. Die Zweige und Blätter dieser meist strauchartig wachsenden Bäume sind auch gegen sehr starke Überflutungen sehr widerstandsfähig und können sich bei Beschädigungen schnell regenerieren. An den schmalen Streifen der Weichholzaue schließt sich die Hartholzaue an, in der Bäume wie Schwarzpappeln, Stieleichen, Erlen und Flatterulmen dominieren.

Der einzigartige Eschen-Erlen-Auwald am Lech ist eine Mischform beider Auen. In ihm finden sich Weichhölzer wie Weiden und Erlen ebenso wie Harthölzer Eschen, Ulmen und Eichen. Mit seiner dichten Strauch- und Krautschicht im Unterholz stellt er einen besonders wertvollen Lebensraum dar.

Vor dem Bau der Lechstaustufen 23 (Mandichosee) in den 1970er-Jahren und 24 (Unterbergen) Anfang der 1980er-Jahre wurde der Auwald am Lech im regelmäßigen Rhythmus der Natur überschwemmt. Heute finden in diesem Bereich jedoch keine Hochwasser mit großen und lang andauernden Überschwemmungen mehr statt. Lange Zeit haben aber die kleineren Hochwasser, die es durchaus ab und an noch gibt, sowie der hohe Grundwasserstand in der Nähe des Flusses für das Gedeihen des Eschen-Erlen-Auwaldes noch ausgereicht.

Doch gräbt sich der Lech durch seine Begradigung und die damit erhöhte Fließgeschwindigkeit seit Jahrzehnten immer tiefer in sein Bett ein. In der Folge davon sinkt überall in seiner Nähe der Grundwasserspiegel. Das ist für die Lechwälder ein großes Problem – vor allem für den Auwald. Es gibt derzeit viele Überlegungen, wie dieser Entwicklung entgegengewirkt werden kann – von der Ableitung von Lechwasser über den Lochbach und alte Flutrinnen in die Wälder hinein bis hin zur groß angelegten Renaturierung des Lechs, dem Projekt „Licca Liber“.

Die Esche ist einer der Leitbäume des Eschen-Erlen-Auwaldes. Leider spielt sich zurzeit ein wahres Drama um diesen Baum ab. Denn er steht möglicherweise vor dem Aussterben. Er wird nämlich von einem aus Asien eingeschleppten und sich seit den 1990er-Jahren rasant ausbreitenden parasitischen Pilz befallen. Die erkrankten Eschen haben dagegen keine Abwehrkräfte und sterben von den Trieben her ab.

In Dänemark sind bereits 95 Prozent aller Eschen gestorben. Und auch für Deutschland prophezeien manche Biologen ein komplettes Aussterben der Esche. Dies ist besonders tragisch, weil die Esche eigentlich mit dem Klimawandel gut klarkommt und deshalb als Baum der Zukunft gilt. Ein anderer parasitischer Pilz, der das Ulmensterben verursacht und vor allem die Bergulme bereits an den Rand des Aussterbens gebracht hat, zeigt erfreulicherweise bei der Flatterulme, einem anderen wichtigen Baum des Auwaldes, keine Wirkung.

Die Esche kann 40 Meter hoch werden und gehört damit zu den höchsten Laubbäumen unserer Heimat. Sie ist ein typischer Baum der Lechauwälder. Früher war die Esche auch in anderen Wäldern sehr weit verbreitet, wurde aber vielerorts von der Buche verdrängt.

Zu den häufigen Bäumen der Lechauwälder gehört auch der Bergahorn. Man erkennt ihn an den typischen Ahornblättern. Er versenkt seine Wurzeln besonders tief in den Schotterboden des Lechfeldes. Der Bergahorn kann unter optimalen Bedingungen 600 Jahre alt werden.

Grauerlen lieben gut bewässerte Schotterböden und Standorte, an denen sie viel Sonne abbekommen. Diese liegen oft direkt an Bach- oder Flussläufen sowie an den Ufern von Teichen und Tümpeln. Aber auch an den Rändern der Auwälder fühlt die Grauerle sich wohl.

Die Flatterulme ist ein typischer Baum des Eschen-Erlen-Auwalds. Sie verträgt Überflutungen von mehr als 100 Tagen im Jahr. An solchen Standorten bildet die Flatterulme oft eindrucksvolle Brettwurzeln aus. Sie steht auf der Roten Liste der bedrohten Pflanzenarten.

Ein besonders farbenfroher Bewohner des Eschen-Erlen-Auwaldes am Lech ist der Pirol. Die Männchen sind leuchtend gelb gefärbt und besitzen schwarze Flügel, die Weibchen sind viel blasser und gesprenkelt. Den Winter verbringt der Pirol im südlichen Afrika.

Tipp vom schlauen Fuchs Fido:

Unglaublich, oder? Der Biber ist das größte Nagetier in ganz Europa und nach dem Wasserschwein aus Südamerika das zweitgrößte der Welt. Ein ausgewachsener Biber kann bis zu 40 Kilogramm wiegen! Wie schwer bist du?

Und der Biber gilt auch als bester Holzfäller der Welt. Mit seinen riesigen und scharfen Nagezähnen kann er sechsmal so fest zubeißen wie ein Mensch. So kann er auch richtig große Bäume in Rekordzeit fällen. Für einen Weidenbaum mit einem zehn Zentimeter dicken Stamm braucht er zum Beispiel gerade einmal fünf Minuten!